
Liebe Mitglieder des Vereins Brücke nach Osten, liebe Interessierte und liebe Gäste bei unseren Veranstaltungen,
in dem zu Ende gehenden Jahr konnten wir die satzungsgemäßen Aufgaben des Vereins ohne Einschränkungen erfüllen – das heißt, wir haben etliche Veranstaltungen abgehalten und versucht, das Interesse der Gmünder Bürger für den Osten zu wecken und wertvolle Informationen zu bieten. Dabei ist der Sektempfang des OB in unserem Torhaus anlässlich der Segnung des Kreuzes an der Waldstetter Brücke hervorzuheben, der viele Gäste in unsere Ausstellung brachte.
Es gelang uns, engere Kontakte zum Landesgymnasium für Hochbegabte zu knüpfen und wir werden fortan in den LGH-Veranstaltungen für die Schüler durchführen. Eine erste Veranstaltung zu Kirchhoff war schon geplant, musste aber wegen eines Unfalls des Referenten auf das kommende Jahr verschoben werden.
Vom Parlergymnasium reisten im November Schüler nach Brünn und wir durften sie über die gemeinsame Geschichte von Deutschen und Böhmen in der heutigen tschechischen Republik unterrichten.
Im April hatten wir den ehemaligen Leiter des ARD-Hauptstadtmagazins, Dr. Thomas Kreutzmann zu Gast, der im Kloster über die Traumata von Flucht und Vertreibung und deren Weitergabe an die nachfolgenden Generationen berichtete.
Joanna Milewczyk stellte im Oktober im Franziskaner ihren Film über die Begegnung eines Deutschen und eines Polen in Breslau vor, die sich gemeinsam an das Kriegsende in der schlesischen Hauptstadt erinnerten.
Im November waren wir in der Literaturreihe wortReich wieder mit einem Stadtschreiber in der Kreissparkasse zu Gast. Thomas Perle berichtete über seine Kindheit und Jahrzehnte später seine Monate als Stadtschreiber in Temeswar. Eindrucksvoll gestaltete er seine Eindrücke, wie er als Kind nach Nürnberg kam und sich hier zurechtfinden musste. Und er zeigte, wie sich in Rumänien das Leben verändert hat, wie man heute mit der kommunistischen Vergangenheit umgeht.
Anlässlich des 200. Geburtstags von Friedrich Smetana erläuterte der Leiter der Philharmonie, Knud Jansen, in der Musikschule die böhmische Romantik in der Musik und den Aufbau von Smetanas Hauptwerk, die Moldau.
Bei unserer Mitgliederversammlung im Sommer konnten wir die Vorstandsposten wieder komplett besetzen und mit Dirk Schmidt einen gut vernetzten Gmünder als 2. Stellvertreter gewinnen. Er ist auch aktiv im Verein Städtepartnerschaft, so dass wir hier auf Synergieeffekte hoffen dürfen.
Für das kommende Jahr stehen die ersten Termine bereits fest und wir freuen uns, Ihnen wieder ein ansprechendes Programm anbieten zu können.
Ihr Wilhelm Lienert
Rückblich 2024
Thomas Kreutzmann, Werner Sonne – Schuld und Leid
Das deutsche Trauma von Flucht und Vertreibung
Schuld und Leid: Wiederholt sich die Geschichte?
Aufarbeitung des Vertriebenen-Themas einer neuen Perspektive zeigt Zusammenhänge und Unterschiede zwischen der aktuellen Situation in der Ukraine und Deutschland 1945 Frühjahr 2022. Ob Berlin, Hamburg, Köln oder München: Auf den Hauptbahnhöfen der deutschen Metropolen kommen täglich tausende Flüchtlinge an, zumeist Mütter mit Kindern aus der Ukraine, aus Angst um ihr Leben. Die Bilder verstörter Menschen auf der Flucht wecken schmerzhafte Erinnerungen an die Zeit, als 14 Millionen Deutsche ihre Heimat verloren, wobei Hunderttausende umkamen. Die Geschichte scheint sich zu wiederholen. Am Ende des Zweiten Weltkriegs begann die große Fluchtwelle aus dem deutschen Osten, ausgelöst durch das Vorrücken der Roten Armee gegen Nazi-Deutschland. Das Trauma von Krieg, Schuld und Leid kommt mit Wucht zurück. Putins Angriffskrieg gegen die Ukrainer löst eine Zeitenwende aus.

Die deutsche Politik stellt den Umgang mit der Vergangenheit auf den Prüfstand. Und kommt dabei zu einer unvorstellbaren Kehrtwende. War es ein Dreivierteljahrhundert das Mantra, Deutschland müsse sich wegen dieser Vergangenheit militärisch möglichst zurückhalten, so wird das Argument über Nacht auf den Kopf gestellt. Plötzlich ist es genau diese schuldhafte Vergangenheit, die es notwendig macht, militärisch mit einem 100-Milliarden-Euro-Sonderprogramm aufzurüsten und sich der Bedrohung der Freiheit entgegenzustellen. Alte Tabus fallen reihenweise, auch die Lieferung von Waffen an die bedrohte Ukraine gehört dazu.
Die Autoren stellen Fragen: Darf Putins Krieg ein Anlass sein, die deutsche Verantwortung für die Gräuel der Nazi-Zeit zu relativieren, gar einen Schlussstrich zu ziehen, wie es im Nachkriegsdeutschland immer wieder versucht wurde? Was bedeutet diese Zeitenwende für die deutsche Erinnerungskultur? Bisher galt: Die Deutschen sind das Tätervolk, das Europa in einen brutalen Krieg ohne Beispiel gestürzt und die Ausrottung der Juden zum Ziel hatte. Aber dürfen diese Deutschen auch Opfer sein, wie es jetzt die Ukrainer sind? Und ist ihnen millionenfach bei Flucht und Vertreibung ebenfalls Unrecht widerfahren? Darf man auch an ihr Leid erinnern? Und wurde mit stark überhöhten Opferzahlen auch Politik gemacht? Muss dieses hoch sensible Kapitel jetzt neu geschrieben werden? Viele Fragen, und dieses Buch gibt Antworten. Es beschreibt den langen Kampf der Parteien um die Köpfe der Vertriebenen. Nach dem Holocaust hat kein Thema eine so überragende Bedeutung entwickelt für das geschichtliche Selbstverständnis der Republik, für die Bereitschaft, sich Schuld und Verantwortung für die Kriegsgräuel zu stellen, wie die Vertreibung eines enorm großen Anteils seiner Bevölkerung, dem Tod Hunderttausender, dem Verlust ihrer Heimat und der erzwungenen Aufgabe eines Fünftels seines ursprünglichen Staatsgebietes. Ein neues Dokumentationszentrum erinnert daran. Das Buch zeigt auch: die Politik will keinen Abschluss, sie will neue Gedenkorte, mit einer Sonderrolle für Polen, aber auch für alle Länder Europas, die von Nazi-Deutschland besetzt waren. Der Ukraine-Krieg verschärft das noch. Auch das birgt Stoff für Debatten. Verzettelt sich die Bundesrepublik in einer “Denkmalsinflation” für die Opfernationen des Zweiten Weltkriegs?
Aber die Autoren schauen auch nach vorn: Die neue Flüchtlingswelle vereint Europa. Birgt diese neue Nähe zu den osteuropäischen Nachbarn auch die Chance, die bis heute andauernden historischen Belastungen vor allem zu Polen, Tschechien und der Ukraine hinter sich zu lassen?
Über die Autoren
Werner Sonne, geboren 1947, absolvierte eine Ausbildung als Zeitungsredakteur, wonach er Bonner Korrespondent bei United Press International wurde. Von 1968 bis 2012 war er für den Westdeutschen Rundfunk u.a. als stellv. Chefredakteur, als ARD-Korrespondent in Bonn, Hamburg, Berlin und als Studioleiter in den ARD-Studios in Washington und Warschau tätig, zuletzt war er Leiter des Berliner Studios des ARD-Morgenmagazins. Heute ist er Autor von Sachbüchern zur Außen- und Sicherheitspolitik und von Romanen zu Geschichts- und Polit-Themen. Thomas Kreutzmann, geboren 1958, studierte u.a. Geschichte. Nach einem Zeitungsvolontariat war er von 1980 bis 2021 als politischer Journalist und Moderator für den Hessischen Rundfunk und das ARD-Fernsehen tätig. Zudem war er ARD- Korrespondent in Prag und Madrid, HR-Studioleiter für Landespolitik in Wiesbaden sowie über zehn Jahre Korrespondent im Berliner ARD-Hauptstadtstudio. Heute ist er freier Autor in Berlin.
„Das Schicksal“ feiert am 1. Oktober in Schwäbisch Gmünd Premiere und zeigt eindrucksvoll die Erlebnisse zweier Zeitzeugen, des Polen Jerzy Podlak und des Deutschen Jürgen Hempel, die als Jugendliche die Belagerung der Festung Breslau überlebten. Jahre später treffen sie sich und berichten dem 13-jährigen Bartek Gaweł über ihre Erfahrungen während des Krieges und wie dieser ihr Leben prägte.
Der Film, von der Journalistin Joanna Mielewczyk-Gaweł, verbindet die Schicksale der beiden Männer, die sich möglicherweise bereits während des Krieges in einem Haus in Breslau begegneten.
Der Film, von der Journalistin Joanna Mielewczyk-Gaweł, verbindet die Schicksale der beiden Männer, die sich möglicherweise bereits während des Krieges in einem Haus in Breslau begegneten

Die Autorin des Filmes ist die bekannte Journalistin Joanna Mielewczyk-Gaweł. Seit Jahren beschäftigt sie sich mit der Geschichte der Breslauer Bürgerhäuser aber vor allem mit den Schicksalen der Menschen, die vor und nach dem Zweiten Weltkrieg in den Häusern gewohnt haben.
Sie hat zahlreiche Interviews gemacht, die später in drei Büchern „Kamienice“ (Breslauer Häuser) veröffentlicht wurden. In diesem Jahr hat sich Joanna Mielewczyk entschieden, eine Reportage zu drehen.
Die Reportage soll man nicht aus der Perspektive eines Filmkenners betrachten. Alles war so gedreht, wie es in der Wirklichkeit bei dem ersten Treffen der Protagonisten aussah. Die Autorin wünscht sich, dass er in den Schulen als Unterrichtsmaterial verwendet wird.
Thomas Perle, 1987 in Oberwischau/Vișeu de Sus (Rumänien) geboren, dreisprachig in Deutschland aufgewachsen, ist als Autor und Dramatiker in Österreich, Deutschland und Rumänien tätig. Er studierte Theater-, Film- und Medienwissenschaft an der Universität Wien und war neben dem Studium an mehreren Theaterhäusern engagiert. 2013 erhielt er den exil-Literaturpreis, es folgten weitere Auszeichnungen für seine Prosa und Dramatik.

2018 erschien sein Prosadebüt wir gingen weil alle gingen. im Verlag edition exil. 2019 gewann er mit seinem Stück karpatenflecken den Retzhofer Dramapreis, das 2021 am Deutschen Theater Berlin uraufgeführt wurde, wo er Teil des Autor:innenateliers war. 2022 gastierte das Stück beim Dramatiker|innenfestival Graz und beim Europäischen Theaterfestival Eurothalia in Temeswar. Er leitet mehrere Schreibwerkstätten, u. a. die exil.Literaturhauswerkstatt am Literaturhaus Wien und das Schreiblabor am Burgtheater Wien, außerdem unterrichtete er am Nikolaus-Lenau-Lyzeum Temeswar und am Departement für Pädagogik und Didaktik in deutscher Sprache an der Universität Klausenburg Kreatives Schreiben. In seinem künstlerischen Schaffen sind Themen von Herkunft, Vielsprachigkeit und Pluralismus im Fokus.
Thomas Perle erhielt Nestroy Preis für sein Stück karpatenflecken (So. 5.11.2023)
„ein souverän-polyphones Sprachkunstwerk“ – Thomas Perle, Autor und Leiter der exil. Literaturhauswerkstatt im Literaturhaus Wien, wurde im Volkstheater Wien für sein Stück karpatenflecken (Österreichische Erstaufführung Burgtheater in Kooperation mit dem Drama Forum Graz) mit dem Autor: innenpreis des Wiener Theaterpreis NESTROY 2023 in der Kategorie Bestes Stück ausgezeichnet.
In seiner Dankesrede nahm Thomas Perle Bezug auf aktuelle Entwicklungen und Ereignisse: „Ich wünsche uns allen, hier Kunst machen zu können ohne Angst und ohne Hass ausgesetzt zu sein.“
„karpatenflecken […] ist auf den ersten Blick eine Familiengeschichte. Aber zugleich eine raffinierte Europa-Reflexion. Thomas Perle porträtiert drei Generationen: Großmutter, Mutter, Tochter. Sie gehören einer deutschen Minderheit an, deren Vorfahren sich im 18. Jahrhundert im Norden Rumäniens angesiedelt haben. Sie haben Nationalismus, Ausländerfeindlichkeit und Diskriminierung erfahren. Und fragen sich: Wo gehöre ich hin? Was nicht so einfach zu beantworten ist, wie rechte Politiker es gerne hätten. Perle weiß, wovon er schreibt, er ist 1987 in Oberwischau geboren und 1991 mit seiner Familie nach Deutschland emigriert. Er kennt den Ort, dem er auf der Bühne ein zweites Leben schenkt. Zugleich ist karpatenflecken ein souverän-polyphones Sprachkunstwerk, künstlich und organisch, poetisch und doch bodenständig zupackend. Der altösterreichische Dialekt Zipserisch klingt wie erfunden – und ist doch echt“, schreibt Jurorin Karin Cerny
Sein als Auftragstext verfasstes Stück PROTESTANTEN vertreibung aus der heimath war in der Umsetzung des steirischen Kulturvereins Griessner Stadl für den NESTROY Spezialpreis 2023 nominiert.
Zipser in Rumänien
Zwischen 1778 und 1790 zog ein Teil dieser Siedler, die aus Bad Ischl, Gmunden, Ebensee und Zips stammten, nach Oberwischau (Vișeu de Sus) und Pfefferfeld, wo sie als Holzarbeiter in den Staatswäldern und als Zimmerleute arbeitetenIhre Nachkommen, heute als Zipser bekannt, leben vor allem in Oberwischau, aber auch in Altwerk, Teutschau, Sighet und Umgebung. Nach Frauenbach, Mittelstadt, Kapnik und in andere Bergwerksorte der Maramuresch kamen zwischen 1773 und 1812 hauptsächlich aus Österreich und Bayern Förster, Bergwerker und Fachleute für das Bergwerkswesen.

Persönlichkeiten: Gerhard Cerny, Schriftsteller, Anton-Joseph Ilk, Ethnologe und Geistlicher, Thomas Perle, Schriftsteller und Dramatiker, Hugo Weczerka, Historiker (Wikipedia)
Slawische Romantik – Musikstil am Beispiel von Smetanas „Moldau“
Die slawische Romantik ist geprägt von der Verbindung nationaler Identität und Volksmusik. Bedřich Smetanas sinfonische Dichtung „Die Moldau“ aus dem Zyklus „Má vlast“ ist ein zentrales Werk dieser Epoche. Es beschreibt den Verlauf der Moldau, von den sanften Quellen bis zur mächtigen Strömung, und verbindet Naturverbundenheit mit volkstümlichen Melodien. Typisch für die slawische Romantik ist der Einfluss der Volksmusik, sichtbar im Einsatz des Furiant-Rhythmus, und die emotionale Tiefe der Komposition. In „Die Moldau“ spiegeln sich sowohl die Schönheit der Natur als auch das Streben nach nationaler Identität wider, was dieses Werk zu einem Symbol der tschechischen Musik und Kultur macht.
Knud Jansen wird von Orchestermusikern der Berliner Philharmoniker und Berliner Symphoniker als „ausdrucksstarker und fundiert ausgebildeter Dirigent“ geschätzt. Seine Erfahrung als Orchestermusiker (Kontrabass, Celesta, Cembalo, Orgel) mit Künstlern wie Andris Nelsons und Montserrat Caballé prägte ihn als kollegialen Dirigenten.

Internationale Erfolge erzielte er durch Auszeichnungen wie den 1. Preis beim Budapester Dirigentenwettbewerb und Konzerte u.a. mit der Polnischen Staatsphilharmonie. Konzertdirigate mit Orchestern wie der Nordwestdeutschen Philharmonie und Zusammenarbeit mit dem Auswahlorchester INTERAKTION zählen zu den Höhepunkten seiner Laufbahn.
Impulsgebend waren Meisterkurse und der Austausch mit Dirigenten wie Bernard Haitink und Kurt Masur. Seit 2013 ist er Teil des Vermittlungsprojekts Rhapsody in School, ausgezeichnet mit dem ECHO Preis 2014.
Veranstaltungen 2025
unser erste Veranstaltung 2025 findet im Februar, in der Aula des Landesgymnasium für Hochbegabte statt. Gehalten von Herr Prof Bubenzer – Opa, Du hast es doch gewusst! Antworten und Einsichten eines Großvaters zum Klimawandel:
„Obwohl wir eigentlich genau wissen, was zu tun ist,
stehen wir Väter und Großväter immer noch auf der Bremse“
„Das Produkt von uns Vätern und Großvätern war und ist das deutsche Wirtschaftswunder. Aber unser Produkt ist fehlerhaft“
„Wie ehrbare Kaufleute und verantwortungsbewusste Unternehmer müssen wir alles daransetzen, unser Produkt nachzubessern“
Die Lesung wird für uns „Großeltern“ eher kurzgehalten und für die 240 Gymnasiasten aus Schwäbisch Gmünd mit einem ergänzenden zielgruppenspezifischen Vortrag abgeschlossen

Prof. Dr. Achim Bubenzer, Jahrgang 1949, Physiker, war nach Stationen in den USA, an Max-Planck- und Fraunhofer-Instituten am Aufbau einer Pilotfertigung für Dünnschicht-Photovoltaik-Modulen beteiligt. Ab 1992 war er Professor für Photovoltaiksysteme und Energiewirtschaft an der Hochschule Ulm, von 2001 bis 2015 auch deren Rektor. Seit seiner Pensionierung beschäftigt er sich mit interdisziplinären Wegen zur Kommunikation von Klimathemen.
Pressebericht: Erfolgreiche Lesung mit Prof. Dr. Achim Bubenzer am LGH Schwäbisch Gmünd
Am 20. Februar 2025 fand in der Aula des Landesgymnasiums für Hochbegabte (LGH) Schwäbisch Gmünd eine inspirierende Lesung mit Prof. Dr. Achim Bubenzer statt. Die Veranstaltung wurde vom Verein Brücke nach Osten e.V. in Kooperation mit dem LGH organisiert und zog rund 200 Schüler sowie 20 Gäste an – darunter Mitglieder des Vereins und Vertreter von Omas for Future.
Unter dem Titel „Opa, du hast es doch gewusst!“ sprach Prof. Bubenzer über die Verantwortung der älteren Generationen im Umgang mit dem Klimawandel. Er zeigte eindrucksvoll, dass bereits vor Jahrzehnten wissenschaftliche Erkenntnisse über die Erderwärmung vorlagen, aber politisches Handeln oft ausblieb.
Besonders bewegend war sein Verweis auf den tschechischen Schriftsteller und Politiker Václav Havel, dessen Worte zur Hoffnung die Zuhörer nachdenklich stimmten:
„Hoffnung ist eben nicht Optimismus. Sie ist nicht die Überzeugung, dass etwas gut ausgeht, sondern die Gewissheit, dass etwas Sinn hat – egal, wie es ausgeht.“
Mit diesem Zitat betonte Bubenzer, dass es nicht nur darum gehe, an ein gutes Ende zu glauben, sondern vielmehr darum, sich aktiv für Veränderungen einzusetzen – unabhängig vom Ausgang.
Die anschließende Fragerunde zeigte das große Interesse der Schüler an den Themen Nachhaltigkeit, Verantwortung und den Handlungsmöglichkeiten jedes Einzelnen. Kritische Fragen zur Rolle von Wirtschaft und Politik wurden ebenso diskutiert wie persönliche Handlungsspielräume.
Die Veranstaltung machte deutlich, wie wichtig es ist, Wissenschaft und junge Menschen zusammenzubringen, um eine gemeinsame Verantwortung für die Zukunft zu entwickeln.
Der Verein Brücke nach Osten e.V. dankt Prof. Bubenzer für seine eindrucksvolle Lesung sowie dem Herrn Häcker stellv. Leiter des LGH für die Kooperation und freut sich auf weitere inspirierende Veranstaltungen. (PeWi)
Am 13. März – Vortrag von Frau von Bechtolsheim – Mein Großvater war kein Attentäter
Sophie von Bechtolsheim, Historikerin, Autorin und Enkelin von Claus Schenk Graf von Stauffenberg, beleuchtet in ihrem Vortrag die vielschichtigen Motive und das Leben ihres Großvaters. Sie wird Passagen aus ihrem Buch „Mein Großvater war kein Attentäter“ lesen und ihre persönlichen Einblicke in die Geschichte des Widerstands gegen den Nationalsozialismus teilen.

Pressebericht: Beeindruckende Lesung mit Frau von Bechtolsheim begeistert Publikum
Vorgestern fand eine eindrucksvolle Lesung mit Frau von Bechtolsheim statt, die zahlreiche Zuhörer in ihren Bann zog. Fast 100 Interessierte, darunter rund 30 Schülerinnen und Schüler des Parler-Gymnasiums sowie Gymnasiasten aus Brünn, nahmen an der Veranstaltung teil.
Im Mittelpunkt stand das Buch Mein Großvater war kein Attentäter, in dem die Autorin die Geschichte ihres Großvaters, Claus Schenk Graf von Stauffenberg, beleuchtet. Sie ging besonders auf die Erinnerungen der Familie Stauffenberg ein, insbesondere die ihrer Großmutter, der Ehefrau von Claus Schenk Graf von Stauffenberg. Dabei hob sie die Bedeutung des 20. Juli hervor und bot wertvolle historische Einblicke. Die Veranstaltung regte zum Nachdenken an und ermöglichte den Teilnehmern eine gemeinsame Reflexion.
Während die jungen Zuhörer eher zurückhaltend waren, stellten vor allem die erwachsenen Teilnehmer Fragen und diskutierten mit der Autorin. Die Lesung hinterließ einen nachhaltigen Eindruck und zeigte die Relevanz historischer Themen für die Gegenwart.
Dank an die Teilnehmer Ein herzlicher Dank gilt Frau von Bechtolsheim für ihre fesselnde Lesung sowie allen Teilnehmerinnen und Teilnehmern für ihr Interesse. Diese Veranstaltung unterstreicht die Bedeutung der Auseinandersetzung mit Geschichte und den Austausch darüber. (PeWi)
100. Geburtstag von Benoît Mandelbrot, der Begründer der Fraktalgeometrie, revolutionierte das mathematische Verständnis von Formen in der Natur und zeigte, wie man scheinbar chaotische Strukturen beschreiben kann. Seine Entdeckungen finden Anwendung in zahlreichen Disziplinen, von der Kunst über die Physik bis hin zur Finanzwelt.
Dr. Florian Freistetter ist einer der bekanntesten Wissenschaftsblogger und Autoren im deutschsprachigen Raum. Mit seinem Blog Astrodicticum simplex, zahlreichen Büchern und Podcasts wie „Sternengeschichten“ begeistert er ein breites Publikum für Wissenschaft. Er ist bekannt für seine Fähigkeit, komplexe Themen auf verständliche und unterhaltsame Weise zu erklären.

„Formeln für jedermann: Freistetter erklärt komplexe mathematische Konzepte auf eine leicht verständliche Weise, ohne dabei auf Fachjargon zurückzugreifen. Er verwendet anschauliche Beispiele und Alltagsbezüge, um die Funktionsweise von Formeln zu verdeutlichen.
Eine neue Perspektive auf die Welt: Mit „Freistetters Formelwelt“ lernen Sie die Welt aus einem neuen Blickwinkel kennen. Sie verstehen die Zusammenhänge zwischen scheinbar unzusammenhängenden Phänomenen und entwickeln ein tieferes Verständnis für die Funktionsweise der Natur.
Egal ob Sie ein Mathe-Liebhaber oder ein Neuling auf diesem Gebiet sind, „Freistetters Formelwelt“ ist eine unterhaltsame und informative Lektüre für jeden, der mehr über die Welt der Formeln erfahren möchte.“ (Spektrum)
Bericht über den Vortrag von Dr. Freistetter
Ein hochinteressanter Vortrag zu Ehren von Prof. Benoît Mandelbrot fand in der Aula des Landesgymnasiums für Hochbegabte statt. Unsere Vorstellung von Chaos ist oft geprägt von einem Raum, der mit Objekten überfüllt ist, wild durcheinandergewürfelt und unstrukturiert. Doch die Aula bot ein anderes Bild: Sie war nicht überladen, sondern nur sporadisch besetzt – ein unerwartetes, fast geordnetes Chaos.
Um das Konzept des Chaos zu veranschaulichen, führte Dr. Freistetter ein einfaches Experiment durch: Er warf einige Kügelchen in eine Schüssel. Je nach Lage der Schüssel blieben die Kugeln entweder darin oder prallten ab – ein verblüffend einfaches, aber effektives Modell für chaotische Systeme. Unser 1. Vorsitzender übernahm dabei unbewusst die Rolle eines Lorenz-Attraktors, indem er die abgeprallten Kügelchen stets aufsammelte und damit das scheinbare Chaos wieder in geordnete Bahnen lenkte.
Chaos begegnet uns in nahezu allen Bereichen des täglichen Lebens, oft ohne, dass wir es bewusst wahrnehmen. Besonders eindrucksvoll war Dr. Freistetters Beispiel des menschlichen Herzens: Wäre unser Herzschlag nicht von einem gewissen Maß an Chaos geprägt, wäre unsere Lebenserwartung deutlich niedriger. In diesem Sinne ist das Chaos nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine Voraussetzung für Ordnung – und vielleicht sogar für die Fähigkeit, Menschen in unser Herz zu schließen. (PeWi)
200 Jahre Gustav Kirchhoff
Freigeist. Pionier. Visionär
Die wissenschaftlichen Erkenntnisse Gustav Kirchhoffs sind noch heute für viele aktuelle Forschungsthemen von großer Bedeutung. Der herausragende Physiker (1824 bis 1887) ebnete als Begründer der Spektralanalyse im 19. Jahrhundert nicht nur den Weg für die moderne Astrophysik, auch die Umweltphysik, die moderne Atom- und Molekularphysik, die Chemie und die Quantenphysik setzen die Spektroskopie bis heute ein. Und ohne Kirchhoffs Regeln für elektrische Netze wären die Chipentwicklung und die Analyse elektrischer Schaltungen nicht denkbar.
Vortrag von Hr. Prof. Gasenzer zum 200. Geburtstag von Prof. Dr. Kirchhoff
Wir entwickeln die Quantenfeldtheorie von Vielteilchensystemen sowohl analytisch als auch numerisch. Ein Schwerpunkt unserer Forschung liegt auf ultrakalten Quantengasen, die heute in vielen Laboren weltweit untersucht werden, unter anderem in unserer Gruppe Synthetische Quantensysteme am Kirchhoff-Institut für Physik sowie am Heidelberg Center for Quantum Dynamics

Zu den jüngsten Forschungsthemen gehören:
Ultrakalte Quantengase weit vom Gleichgewicht entfernt,
Universaldynamik und Quantenturbulenzen,
Von holographischen bis zu echten Supraflüssigkeiten,
Künstliche neuronale Netze für die Quantenphysik,
Hochkorrelierte Quantensysteme und Verschränkung
Pressebericht: „Wirbel im kalten Nichts“ – Prof. Dr. Gasenzer begeistert Schüler des LGH
Gestern durften fast 200 Schülerinnen und Schüler des Landesgymnasiums für Hochbegabte (LGH) in Schwäbisch Gmünd einen faszinierenden Vortrag von Prof. Dr. Thomas Gasenzer erleben. Der Vortrag, organisiert vom Verein „Brücke nach Osten e.V.“ in Kooperation mit dem LGH, war dem 200. Geburtstag von Gustav Kirchhoff gewidmet. Das Thema des Abends: „Wirbel im kalten Nichts“ – eine spannende Reise in die Welt der Quantenphysik und ihre modernen Anwendungen.
Vom historischen Kirchhoff zu modernen Quantenphänomenen
Prof. Gasenzer begann den Vortrag mit einer Würdigung von Gustav Kirchhoff und seinen bahnbrechenden Arbeiten in der Physik, darunter die bekannten Kirchhoffschen Regeln zur Analyse elektrischer Stromkreise. Doch Kirchhoff leistete weit mehr: Gemeinsam mit Robert Wilhelm Bunsen entdeckte er 1861 die Elemente Caesium und Rubidium, was einen wesentlichen Beitrag zur modernen Astronomie leistete. Das Kirchhoffsche Strahlungsgesetz und die Entstehung des Schwarzen Körpers in der Quantenmechanik fanden ebenfalls Erwähnung.
Quantenphysik und Bose-Einstein-Kondensate
Der spannende Übergang zur modernen Physik brachte Prof. Gasenzer dazu, das Konzept der Bose-Einstein-Kondensate vorzustellen. Diese spezielle Form der Materie wird bei extrem niedrigen Temperaturen erzeugt und zeigt faszinierende Eigenschaften, die auch unser Verständnis von Quantenphänomenen beeinflussen. Am Ende des Vortrags sprach er von einer Theorie, die das gesamte Universum als ein riesiges Bose-Einstein-Kondensat betrachten könnte.
Begeisterung und Zukunftsperspektiven
Der Vortrag endete mit begeisterten Ovationen der Schüler, die von Prof. Gasenzers anschaulichen Erklärungen und umfassenden Ausführungen beeindruckt waren. Es war ein voller Erfolg, der nicht nur einen historischen Rückblick auf die Physik ermöglichte, sondern auch einen spannenden Ausblick auf die neuesten Entwicklungen in der Quantenmechanik bot. Der Vortrag hat das Interesse der jungen Generation an den Naturwissenschaften geweckt und gezeigt, wie wichtig es ist, die nächste Generation für die Herausforderungen der Zukunft zu begeistern.
Wir danken Prof. Dr. Gasenzer für diesen inspirierenden Abend und freuen uns schon auf kommende Veranstaltungen! (PeWi)
Vorträge die im „Torhausheft 2/25“ näher beschrieben werden
9. Juli Vortrag von Dr. Jürgen Schmidt über Ferdinand Lassalle zum 200. Geburtstag
10 Juli Vortrag von Dr. Friske zum 100. Geburtstag von Hanes Hegen
23 September Vortrag von Dr. Nowak zum 150. Geburtstag vom Rainer Maria Rilke
01. Oktober Vortrag Prof Hanuschek über Elias Canetti zum 120. Geburtstag
6. November Vortrag von Dr. Löw zum 125 Geburtstag von Wolfgang Pauli
11. November Stadtschreiberin Kathrin Groth über Dorpat, Estland in der Kooperation mit dem Literaturfestival „wortReich“ und Deutschen Kulturforum östliches Europa
4 Dezember Lesung Prof. Urs Sommer, Thema: direkte partizipative Demokratie
Wladyslaw Stanislaw Reymont zum 100. Todestag (noch offen) in der Kooperation mit dem Literaturfestival „wortReich“ und Vortrag von Herr Dirigent Jansen (noch offen) zum 80 Todestag von Bela Bartok
Zum Schluss:
Liebe Interessierte und zukünftige Mitglieder,
wir hoffen, dieses Heft hat euch einen kleinen Einblick in die vielfältigen Aktivitäten unseres Vereins gegeben. Wenn ihr Interesse an Geschichte, Kultur und dem Austausch zwischen Ost und West habt, seid ihr bei uns genau richtig! Unser Verein lebt von den Ideen, der Energie und dem Engagement jedes Einzelnen – und wir freuen uns, wenn auch ihr ein Teil davon werdet.
Ob bei unseren Vorträgen, Veranstaltungen oder einfach beim Austausch unter Gleichgesinnten – bei Brücke nach Osten e.V. gibt es immer etwas Neues zu entdecken und viele Möglichkeiten, sich aktiv einzubringen. Schaut doch einfach mal vorbei, besucht uns bei einer Veranstaltung oder kontaktiert uns direkt. Wir sind sicher, dass ihr bei uns eine spannende und offene Gemeinschaft finden werdet.
Lasst uns gemeinsam neue Perspektiven entdecken und die Brücke zwischen den Kulturen weiter stärken – wir freuen uns auf euch!
Kontaktiert uns:
- Webseite: www.bruecke-nach-osten.de
- E-Mail: bruecke@bruecke-nach-osten.de
Herzliche Grüße,
PeWi