Über uns

 

Leitsätze 18.05.2017

Wir sind noch allemal Söhne und Töchter unserer Heimat.
Wir leben aus ihren Tiefen.
Wir wurzeln in ihrer Weisheit.
Wir wachsen an ihrer Fülle.
Wir reifen mit ihren Früchten.
Wie arm wären wir ohne sie!

Adalbert Ludwig Balling

Die Erfahrungen der Vergangenheit dürfen nicht verloren gehen.

Präambel
In Anlehnung an das Grußwort von Dr. Karl Sommer vom 20. Juni 2015 anlässlich des Gedenktags für die Opfer von Flucht und Vertreibung setzen wir seinen Wunsch nach Frieden unseren Leitsätzen voran.
– Gepräche über die gemeinsame und doch oft trennende Geschichte führen
– Jugendlichen das gegenseitige Kennenlernen ermöglichen
– Sich mit der Kultur des Nachbarlandes auseinandersetzen

    1. Ausstellung
      im Rahmen der Landesgartenschau – 30.04.2014 bis 12.10.2014
      und im Rahmen des Gmünder Sommers – 10.05.2015 bis 15.10.2015
      „Eine Bereicherung für Gmünd – die Aufnahme von Vertriebenen und Aussiedlern
      Gästebuch, 1.6.2014
      „Nach dem Krieg kamen Fremde zu uns, nun sind Freunde daraus geworden.“
      Im Jahr 1946 erschien ein Aufruf in der Presse.
      „Wir müssen zusammenleben“.
      Und die junge Historikerin Katrin Joos formulierte:
      „Aus Vertriebenen wurden Neubürger und aus Neubürgern Gmünder, deren Tradition und Kultur heute einen Teil des städtischen Lebens bilden.“
    2. Dr. Thomas Schnabel, Haus der Geschichte 19.09.2014
      „Montagsgespräche“
      „Herzlichen Glückwunsch zu diesem Erfolg. Dann hat sich Ihr großes Engagement ja richtig gelohnt. …………….“
      Sie können mich gerne in Ihrem Besucherbuch zitieren. Allerdings stammt der Satz nicht von mir, sondern von Hermann Hesse. Er lautet korrekt: „Wer zur Quelle will, muss gegen den Strom schwimmen.“ Vielleicht können Sie ja schreiben, dass ich Sie auf den Satz von Hermann Hesse hingewiesen habe. Dann kämen keine Plagiatsvorwürfe, und alle wären zufrieden.
      Weiterhin viel Erfolg bei Ihrer wichtigen Arbeit.
    3. Die Welt  06.09.14
      Richard Herzinger,
      “Wenn Vergangenheit die Zukunft stört”
      In der Weltpolitik taucht Versunkenes wieder auf: Der Erste Weltkrieg ist noch nicht zu Ende.
      Unser lineares Geschichtsdenken verführt dazu, u. s. die Zukunft als etwas vorzustellen, das Vergangenheit immer weiter hinter sich lässt. Doch übersehen wir dabei leicht, wie tief sich scheinbar Vergangenes unsichtbar in der Gegenwart eingenistet hat, um wie ein schlafender Vulkan darauf zu lauern, wieder auszubrechen und unserer Zukunft eine unerwartete Richtung zu geben. In der Weltpolitik bekommen wir eine solche unliebsame Wendung zur Zeit schmerzhaft zu spüren.
    4. Meine Gedanken über das Thema Vertreibung und Integration habe ich nach einem langwierigen Prozess zusammengefasst:
    5. „Die mentale Kluft zwischen Deutschen, die Ihre Heimat verloren haben, und denen, die sie nicht verloren haben, existiert nach wie vor, obwohl äußerlich kein Unterschied mehr feststellbar ist. Daher verlaufen die unterschiedlichen Erzählungen auch nicht entlang politischer Linien, sondern danach ob die Heimat der Familie im Riesengebirge oder Siebenbürgen war oder im Westerwald oder Dithmarschen.“
      Andreas Kossert
    6. „Bei uns selbst wurde das Schwerste den Heimatvertriebenen abverlangt. Ihnen ist noch lange nach dem 8. Mai bitteres Leid und schweres Unrecht widerfahren. Um ihrem schweren Schicksal mit Verständnis zu begegnen, fehlt uns Einheimischen die Phantasie und auch das offene Herz.“ Bundespräsident Richard von Weizäcker“Aber man muss nicht ein bisschen verrückt sein, um die Hoffnung nicht aufzugeben.“ Schalom Ben Chorin
    7. Kleine Schritte sind das Buch :
      „Verlorene Heimat – gewonnene Heimat“;
      die Sammlung „Archiv Osten“;
      die Ausstellung „Eine Bereicherung für Gmünd, die Aufnahme von Vertriebenen und Aussiedlern“.
      Auch die „Montagsgespräche“ fordern zum Nachdenken auf.
      Ein gutes Zeichen ist die Bereitschaft der Stadt, mit uns über die Zukunft zu sprechen.
      Man muss es ein Leben lang ertragen, dass der Anspruch und die Lebenswirklichkeit versuchen, auseinander zu driften – sowohl innerhalb und außerhalb der Stadtmauern der traditionsreichen Stauferstadt und Parlerstadt Schwäbisch Gmünd. „
      „Rückerinnerung ja, wenn sie Vertrauen in die Zukunft erschließt, wenn sie Hoffnung anspornt.“ Hans Vorster
      „Wenn unser heutiges Erinnern einen Sinn haben soll, dann den, uns zu helfen, wie wir die Wiederholung derartiger Katastrophen verhindern können. Darum genügt die bloße Erinnerung nicht, sie muss mit dem Anspruch einhergehen, einen Lernprozess in Gang zu setzen.“ Traugott Schächtele
    8. Unwissenheit ist Risiko.
      Deshalb wollen wir versuchen, die Jugend für Geschichte zu interessieren, um für die Zukunft Ähnliches so gut wie möglich zu verhindern. Die Jugend muss davor bewahrt werden, dass sich wiederholt, was sich nicht wiederholen darf. Nicht jede Generation muss blutige Erfahrungen selbst machen. Die Jugend von heute sind die Gestalter von morgen.Kathrin Ott schrieb:….“im Namen meiner Klasse möchte ich mich noch einmal für die Stunde am Dienstag und für das Buch bedanken. Wir haben uns sehr gefreut und viel Neues erfahren.“ Auch der Satz „Es kamen Fremde zu uns, nun sind Freunde daraus geworden“, wird uns weiterhin begleiten. Vielen Dank!“
    9. „Wer einmal vertrieben wurde, weiß, was es bedeutet, die Heimat zu verlieren,“
      Ako Haarbeck
      Alle Vertriebenen verloren ihre Heimat, sehr viele ihre Existenzgrundlage und soziale Stellung, viele ihr Leben. Signifikante Beispiele sind Bauern und Weinbauern:
      Vom Bauern im Osten zum Knecht im Westen-
      Aus diesem Chaos der sozialen Verwerfungen gibt es Vertriebene, die durch Schul- und Berufsbildung auf der sozialen Leiter den geerbten Sozialstatus wieder erreichen der sogar hinter sich lassen konnten. Vielen gelang das nicht.
    10.       Ein Teil der Vertriebenen in Gmünd und der Ostalb waren jahrelang Mitglieder vieler Vertriebenerverbände.
      BdV Schwäbisch Gmünd, BdV Aalen, Isergebirgler, Ackermann-Gemeinde, Brünner, Siebenbürgen, Schlesier, Iglauer, Wischauer, Böhmerwälder, Egerländer, Schönhengster, Ungarndeutsche aus Krottendorf/Budapest, aus der Batschka, aus dem Banat, Glaserhauer/Slowakei, Pommern, Ostpreußen, Deutsche aus Russland, aus der Ukraine, Wolgadeutsche mit Vorfahren aus Baden und Württemberg, haben wesentlich zur Integration der Vertriebenen beigetragen. In unserer Ausstellung gibt es Abbildungen von einer Veranstaltung der Vertriebenen. Dicht an dicht bevölkern sie den Marktplatz. Der Bund der Vertriebenen hatte damals 4500 Mitglieder.
      Nach 70 Jahren wachsender Integration werden die Zeitzeugen weniger.
      Wir leben in einer Zeitenwende.
    11.       Die AG Osten will in die Zukunft schauen.
      Wir wollen eine Kultur der Erinnerung fördern.
      Es geht nicht um Revanchismus.
      Wir wollen eine Kultur der Begegnung fördern.
      „Wende dein Gesicht der Sonne zu, dann fallen die Schatten hinter dich!“
      Afrikanisches Sprichwort
    12.       Ein friedliches, freundliches, freundschaftliches Miteinander der Jugend unter dem Dach Europas, eine europäische Heimat, kann dazu beitragen, den Verlust der Kindheitsheimat zu akzeptieren.
      Es drängt die Betroffenen, darüber zu sprechen. Darüber zu reden, löst viele Traumata auf. Mediziner haben nachgewiesen, dass Traumata der Zeitzeugen auf Kinder und Kindeskinder weitergegeben werden. Was unserer malträtierten Seele gut tut, nervt viele Zuhörer ohne Bezug zum Osten, ist für sie langweilig und kann sogar das Gegenteil von Empathie bei ihnen auslösen. Wir fordern ihre Geduld heraus und rufen längst überholte Klischees in ihr Gedächtnis.
      Wir unterstellen und setzen als selbstverständlich voraus, dass sich Einheimische diese Geschichten geduldig anhören.
      Marianne Döbbelin stellt 2007 fest: „Erst durch Erzählen wurde der Weg frei für die Tränen, die damals nicht geweint werden konnten
      Nichts sehen, nichts hören, nichts sagen, scheint für viele die Lösung der offenen Fragen zu sein? Die Bereitschaft, darüber zu schweigen, ist Zeichen der Mehrheitsgesellschaft.
    13. Aber „…….Geschichte vergeht nicht, indem man versucht, Erinnerung zu löschen. Es war Teil der Vergeltung für alles, was Nazideutschland irgendwo getan hatte. „Aber die Vertriebenen haben für die menschenverachtende Politik Hitlers mehr bezahlt, sie mussten kollektiv büßen.“
      Otfrid Pustejovsky
    14. Sonntag Aktuell
      Walter Wennrich, Bietigheim-Bissingen, 13. Februar 2011
      „Die Sudetendeutschen wurden als zweitstärkste Bevölkerungsgruppe von der parlamentarischen Arbeit in der 1918 neu gegründeten Tschechoslowakei ausgeschlossen. In der Verwaltung des Landes und in den Firmen wurden die Deutschen aus den Führungspositionen entfernt, es wurde tschechisiert. Dass sie nach 20 Jahren Unterdrückung der Verlockung des Anschlusses an das Deutsche Reich erlagen, war doch eine verständliche Reaktion.
      Ich will hier nicht Unrecht gegen Unrecht aufrechnen, sondern ein wenig zur erlebten Wahrheit beitragen.
      Ich weiß von Lidice, kennen Tschechen auch die Leiden der Sudetendeutschen?“
    15.       Wer die meisten Prügel bekommen hat FAZ 03.01.2015
      „ Die Vertriebenen sind es jedenfalls leid, dass ihr Schicksal reflexartig stets auf das zurückgeführt wird, was Nazi-Deutschland angerichtet hat. Da schimmert die These durch, nur sie seien für die Untaten des „Dritten Reiches“ verantwortlich. Immer frei nach dem Motto, wer in Form von Entrechtung, Enteignung, Verpflichtung zur Zwangsarbeit und Vertreibung ………….die meisten Prügel bekommen hat, muss wohl der Verursacher der Misere gewesen sein. Dabei waren die Vertriebenen nicht schuldiger am Aufstieg und an den Verbrechen der Nationalsozialisten als die übrigen Deutschen. Im Gegenteil: Bayern war die Keimzelle der Nazis, nicht das Sudetenland; München,   wo auch Hitler zur politischen Größe avancierte, war die „Stadt der Bewegung“, nicht Königsberg. Nürnberg, die „Stadt der Reichsparteitage“, nicht Eger“ Dr. Walter Kreul,
    16.       Ackermann-Gemeinde Stuttgart 12.10.2013
      „Bereits seit 1935 erhielt Henleins Sudetendeutsche Partei von NS-Deutschland massive finanzielle Unterstützung, um Politik im Sinne des Dritten Reiches zu machen.“
      Otfrid Pustejovsky
    17.       Das Naziregime blendete ein mögliches Scheitern des 2. Weltkriegs nicht nur aus, sondern stellte ein Abweichen von der Parteilinie unter Strafe,…….bis hin zur Todesstrafe. 12 Millionen Menschen in Europa mussten wegen der menschenverachtenden Politik Hitlers kriegsbedingt und zwangsweise ihre angestammten Wohnsitze verlassen. Sie mussten kollektiv büßen.
      Das sitzt tief im Kollektivgedächtnis. Kollektivurteile führen zu Ungerechtigkeiten.
    18. Prof. Dr. Adolf Weber, München, fand im Januar 1946, als Deutschland in tiefste Not und tiefste Schuld verstrickt war, prophetische Worte:
      „Es wird die Zeit kommen, wo man uns beglückwünschen wird, dass wir Millionen von Deutschen aufgenommen haben……….“
    19.       Geschichte ist nachhaltig.
      „Wer sich seiner Vergangenheit nicht erinnert, ist verurteilt, sie noch einmal zu erleben“ George Santajana
      Fast 70 Jahre Frieden in Europa war nicht der Normalfall.
      Die freiheitliche demokratische Grundordnung, die Freiheit und die Solidarität zu unseren Werten sind nicht selbstverständlich.
      Der Friede in Europa beruht auf Gräbern Millionen Toter.
      Auch nach hundert Jahren noch nähert sich die Geschichtsschreibung einer wissenschaftlich begründeten Betrachtungsweise an. Nachzulesen in Christopher Clark, Australier, Historiker, der über die Ursachen des Ersten Weltkriegs geforscht hat.
      „Die Menschen dachten damals im August 1914, zu Weihnachten sei der Krieg zu Ende. Doch hundert Jahre nach der ersten Kriegsweihnacht eines Krieges, in den die Europäer wie „Schlafwandler“ hineingestolpert sind, spüren wir immer noch dessen Folgen.“
      Die List der Geschichte führte die Deutschen dorthin, wo sie Stalin nicht haben wollte.
      ……………………….und hundert Jahre Schweigen über die Vertreibungsgeschichte geht gar nicht.
    20. Wir können die ungelösten Fragen des Schreckens noch nicht im Konsens mit den Nachbarn im Osten gemeinsam beantworten. Auch hier gilt: Zeit heilt Wunden.
      Die AG-Osten versucht, den Stab weiterzugeben, „die Fackel weiterzugeben“ sagt Prof. Dr. Reinhard Kuhnert.
    21. Klaus Rollny ist seit 2007 dabei, unwiederbringliche Archivalien in der Sammlung Osten – „Archiv Osten“ – zu retten. Es sind 120 Regalmeter mit nahezu 50 000 Einzelteilen gesammelt und mit dem Computer registriert worden.
      Ministerpräsident a.D. Dr. h.c. Erwin Teufel
      hat der Sammlung Osten Schwäbisch Gmünd ein solitäres Zeugnis ausgestellt:
      „Die Initiative „Archiv Osten“ kümmert sich in vorbildlicher Weise um die Zeugnisse der Erlebnisgeneration der Vertriebenen, um ihre Heimat, ihre Geschichte und Kultur. Das Schicksal vieler Menschen ist bewegend. Auch die Aufnahme und Ablehnung der Vertriebenen bei uns und die große Integrationsleistung über Jahre bei uns werden in Einzelzeugnissen geschildert. Das ist notwendig und vorbildlich. Die Heimatvertriebenen haben sich bei uns, ihrer neuen Heimat, nicht als Last, sondern als Bereicherung erwiesen. Alle Anerkennung“
    22.       Prof. Dr. Ulrich Müller, Historiker, hat auf wissenschaftlicher Basis unter dem Dach des Stadtarchivs ein regionales Geschichtsbuch über die Vertriebenen in Schwäbisch Gmünd und im Ostalbkreis herausgegeben sein Titel lautet:
      „Verlorene Heimat – gewonnene Heimat.“ Es ist zu einem Denkmal geraten mit der Inschrift: „Verlorene Heimat – gewonnene Heimat.“
      Herr Müller hat keine persönlichen Wurzeln im Osten.
      Das Buch erscheint demnächst in einer zweiten, geringfügig ergänzten Auflage.
      Es ist ein Vermächtnis der Zeitzeugen für die Nachwelt.
    23. Unter diesen Aspekten betrachten wir die Ausstellung im Torhaus an der Waldstetter Brücke, Schwäbisch Gmünd.
      „Eine Bereicherung für Gmünd – die Aufnahme von Vertriebenen und Aussiedlern.“
      Blickrichtung unserer Bemühungen soll die Zukunft sein. Die Ausstellung verfolgt aber auch das Ziel, unsere Jugend an die jüngere Geschichte heranzuführen. Stichwort: „Oral History“
    24. Die nachfolgende Generation wird einen Weg finden, um in Frieden und Freundschaft und in einem geschichtlichen Konsens mit den Völkern der Tschechen, Polen, Rumänen, Ungarn……. zu leben.
      Es gibt Anzeichen, dass ein Umdenken stattfindet.
      Wir kennen die Bemühungen von Antikomplex, Ondřej Matějka und die Masterarbeit von Kateřina Kovačková und in Deutschland die Gedanken der Eva Bendl, Trägerin des hessischen Staatspreises von Ministerpräsident Volker Bouffier. Was die Zeitzeugen in einer Atmosphäre der Emotionen nicht lösen konnten, klammern wir aus, bis ein Kompromiss gefunden ist.
    25. Zwischenbilanz
      Es ist die Meinung vieler Betroffener, dass es unsere Aufgabe ist, an die großen Leistungen unserer Eltern beim Aufbau aus dem Chaos heraus zu erinnern. Es muss der Versuch unternommen werden, die Kinder und Kindeskinder der Zeitzeugen davor zu bewahren, unsere Fehler zu wiederholen, es besser zu machen als unsere Vorfahren mit ihrer durch nationale Grenzen eingeschränkten Sicht der Zukunft.
      Der Europagedanke und die Überzeugung, dass die neuen Bewohner unserer Kindheitsheimat dort auch ihre neue Heimat gefunden haben und nicht einfach wieder vertrieben werden können, leitet unsere Vorstellungen für eine gemeinsame und freundschaftliche Zukunft mit den östlichen Nachbarn.
      Eine Zukunft, die Rücksicht nimmt auf eine Kultur der Erinnerung und eine Kultur der Begegnung und eine Kultur, die die Spirale der gegenseitigen Schuldzuweisungen unterbricht. In kleinen Schritten verfolgen wir dieses Ziel seit 1999, und für dieses Ziel suchen wir Bundesgenossen.
      „Gleichgültiges Vergessen oder Verdrängen oder Tabuisieren halten wir nicht für den richtigen Weg.“ Prof- Dr. Reinhard Kuhnert
      Miteinander sprechen, halten wir für den richtigen Weg.
    26. Weil es nicht um Aufrechnung oder Schuldzuweisungen gehen kann
      – die Ereignisse fanden ja zur Zeit ihrer jeweiligen Urenkel statt –
      soll es aber um ein Wissen um einander gehen.
      Der Geschäftsführer der Tschechischen Friedensgesellschaft, Dr. Jan Sumavsky, richtete diesen flammenden Appell an die Jugend beider Völker: Gegenseitige Vorwürfe nutzen uns heute nichts mehr!
      Weg mit den alten Wunden!“ An die Jugend geht unser Aufruf: „Macht es besser, als wir es gemacht haben!“
  • Die vielen Landsmannschaften und Vereinigungen der Vertriebenen im Ostalbkreis werden in den nächsten Jahren dramatisch an Mitgliedern
  • verlieren. So viele, dass der übrigbleibende Rest von der Öffentlichkeit gar nicht mehr wahrgenommen wird.
    Was bleibt, sind die Menschen, die durch ihre Eltern oder durch Verschwägerung ein Herz für den Osten haben; es sind geschätzte 20 000 im Umkreis mit steigender Tendenz. Die Anerkennung der Leistungen unserer Vorfahren fließen direkt in die Herzen vieler Vertriebener.
    Wir wollen nicht, dass die Mühen, Nöte und Leistungen der Wiederaufbaugeneration vergessen werden. Motivation unserer Bestrebungen ist der Dank an unsere Vorfahren mit und ohne Wurzeln im Osten und an unsere Nachfolger, die wir bewahren wollen, die Fehler der Kriegsgeneration zu wiederholen. In 7 Testveranstaltungen mit Schülern wurden wir, von Schulleitung, Lehrern und Schülern mit unseren Zeitzeugenberichten sehr positiv aufgenommen. Wir wollen versuchen, das Augenmerk unserer Gmünder Freunde nach Osten zu wenden und Begegnungen fördern: der Osten, das ist ein weites Feld. Unsere Aktivitäten sind parteiübergreifend und ökumenisch und zukunftsorientiert.
  • Die traditionsbewusste Fraktion der Heimatvertriebenen im Gemeinderat hat bei einer Abstimmung des Gemeinderats am Anfang der 60er Jahre geschlossen für die Erhaltung des abrissbedrohten Predigers gestimmt. Die anderen Parteien waren tief gespalten in dieser Frage.
    Deshalb steht das historische Gebäude nach wie vor im Zentrum unserer aufstrebenden Stadt. Diese vergessene Entscheidung unseres Gemeinderats wird von den jungen Leuten mit Interesse und Erstaunen aufgenommen. Die sechs Gemeinderäte, die den Prediger gerettet haben, sind namentlich bekannt. Sie sind damals gegen den Strom geschwommen, und sie haben sich durchgesetzt. Was für ein Glücksfall für unsere Stadt!
  • historische Initiativen für ein friedliches Europa:
    1949        Eichstätter Erklärung,
    1950        Charta der Vertriebenen
    1990        Zwei-Plus-Vier-Vertrag
    1990        Deutsche Bischofskonferenz 08.03.1990
    1990        Bischofskonferenz Prag 17.09.1990
    2005        Prager Versöhnungskonferenz der tschechischen Vereinigung von 48 evangelischen und evangelikanen Kirchen
    2009        Marienbader Erklärung
    2015        Präambel Reinhard Kuhnert
    2015        Sudetendeutscher Tag Augsburg: Bernd Posselt, Sprecher der sudetendeutschen Volksgruppe, verkündet den Beschluss der Sudetendeutschen Landsmannschaft, auf Gebietsrückgabeansprüche und Entschädigung zu verzichten.

 

  1. Schlussbemerkung
    Die Bereitschaft, über diese Dinge zu schweigen, ist Mehrheitsmeinung.
    Die Kriegsgeneration verabschiedet sich.
    Es ist ein Vermächtnis der Kriegsgeneration, die Friedensgeneration zu informieren, sie zu sensibilisieren; Ich wiederhole mich:
    Der Osten ist ein weites Feld.
    Kultur der Erinnerung fördern.
    Kultur der Begegnung fördern.
     
  2. Die neue Zeit beginnt, sich ihre Bahn zu brechen:
    67. Sudetendeutscher Tag Nürnberg .
    Daniel Herman Kulturminister Prag
    Michaela Marxova Sozialministerin Prag
    besuchen zum ersten Mal als Vertreter der tschechischen Regierung
    unter Bohuslav Sobotka-
    den 67. Sudetendeutschen Tag. Der Staatsempfang durch Ministerpräsident Seehofer ist ein historischer Augenblick und wird zur Sternstunde.
    Daniel Herman bekennt vor den Medien:
    „Ich nehme die Worte des Bedauerns ihrer Vorfahren an, zugleich bedaure ich zutiefst, was vor 7 Jahrzehnten von einigen unserer Vorfahren begangen wurde und dass dadurch unser Jahrhunderte langes Zusammenleben verletzt wurde.“
    Emilia Müller, Bayrische Sozialministerin, stellt fest, dass die Flüchtlingssituation der Sudetendeutschen von damals mit heute nicht vergleichbar ist. Wer hier vergleicht oder auch nur Ähnlichkeiten sieht, verkennt die geschichtlichen Zusammenhänge völlig 
  3. Vor kurzem hatte die Sudetendeutsche Landsmannschaft ein Satzungsziel gestrichen: die Wiedergewinnung der Heimat.
    Möglicherweise war das die Voraussetzung dafür, dass der Ministerbesuch zustande kam.
  4. Haufenweise deutsche Kultur
    Die Werke dieser Autoren – und vieler anderer – findet man in den Regalen des Prager Literaturhauses, dessen Bestand deutscher Literatur aus Prag mit dem der tschechischen Nationalbibliothek durchaus konkurrieren kann..
  5. Das Haus ist eine Oase der Ruhe: Es liegt in einem Hof hinter einer massiven Holztür, die auf eine der belebten Einkaufsstraßen Prags führt. Das Literaturhaus ist vor allem ein Zentrum für Forscher und Studenten, die sich mit den Werken deutscher Literatur in Prag beschäftigen. „Wenn Sie nach deutscher Kultur suchen, dann finden Sie sie hier“, sagt Gabriela Rottova. „Man kann in Prag ein deutsches Kulturleben leben.“ Deutsche Kultur sei überall, meint ihr Begleiter, Petr Smetana. „Sie ist hier tief verwurzelt, ob das jetzt Franz Kafka, Max Brod, Meyrink oder wer auch immer ist. Deutsche Kultur lebt hier weiter“, sagt er.
  6. Lucie Cernohousovas möchte diese Kultur für die zukünftigen Generationen erhalten. „Ich nehme an, dass tschechische Schulkinder heute noch glauben, die Deutschen seien erst im Zweiten Weltkrieg hierher gekommen“, erklärt Cernohousova. „Da gibt es eine große Wissenslücke in der Bevölkerung. In der Schule habe ich nie von dieser kulturellen Tradition gehört. Es geht ja nicht nur um Literatur, sondern Kultur, Musik…eigentlich fast alle Bereiche des menschlichen Lebens.

 

  1. Die Erfahrungen der Vergangenheit dürfen nicht verloren gehen.
    Wer nicht über seine Herkunft redete, störte niemanden und wurde behandelt wie jeder andere.
    ……Er will das Thema der Jugend näherbringen, damit die Erinnerungskultur weiterlebt, wenn es keine Zeitzeugen mehr gibt.1 Er möchte, dass die Leiden und die Leistungen seiner Eltern nicht vergessen werden, eine stärkere Auseinandersetzung mit dem Thema Integration erfolgt und eine Kultur der Begegnung gefördert wird. Deshalb will er Verbindungen mit den Menschen in Osteuropa aufbauen.
    Karolin Heinze
  2. Gesellschaftliche Öffentlichkeit
    Wir in der Folge des Zweiten Weltkriegs Vertriebenen mussten für die Folgen des Naziregims mehr bezahlen, mehr leiden – Hass, Tod, Flucht und Vertreibung – als die bodenständige Bevölkerung.
    Dr. Robert Zollitsch November 2016

 

  1. Solidarität
    Im Zusammenwirken von Hilfsbereitschaft, Überlebenswillen, Fleiß, Können und einer nachhaltige Politik ist aus Schwäbisch Gmünd, statt im drohenden Chaos zu versinken, eine blühende Stadt, ein blühendes Umland geworden. Das historisch einmalige Experiment der Integration von Millionen von Menschen auf engen Raum ist auch in unserer Region gelungen. Die Gmünder Gesellschaft hatte einen gewaltigen Zivilisationsschock zu verarbeiten; über die Dimension dieses Schocks kann man nur spekulieren: Die Stadt ist in 600 Jahren dem Trend nach, das heißt mit Schwankungen, alle 5 Jahre um 150 Einwohner gewachsen. Im Zeitraum von 1946 bis 1950 schnellte diese Zahl auf 8934. Eine gewaltige Herausforderung!
  2. Strukturwandel 1946
    Dr. Klaus Jürgen Herrmann, früherer Stadtarchivar, sagt,…….….dass die Stadt auch die Aufgabe hat, ihre Erinnerungskultur zu pflegen. Erinnert man sich aber in Schwäbisch Gmünd an die Folgen des Zweiten Weltkriegs, so ist das Wachstum der Stadt durch den Zustrom von Vertriebenen um 31,7% das entscheidende Ereignis der unmittelbaren Nachkriegszeit mit bemerkenswerten Auswirkungen auch für die Wirtschaft- und Sozialgeschichte.
    ……..wenn sich Erinnerungskultur ……weiterentwickelt, wird sich das europäische Bewußtsein der Gmünder auch nach Osten öffnen, und das kann nur von Vorteil sein.
  3. Eine Bereicherung für Gmünd und die Ostalb
    Die meisten Deutschen waren vor hunderten von Jahren von den Grundherrn nach Osten gerufen worden, um Brachland zu bewirtschaften und die Wirtschaft zu beleben.Die Vertriebenen von damals hatten in Ihrem Rucksack nicht nur Not und Elend mitgebracht.
    Die Vertriebenen von damals hatten in Ihrem Rucksack Kultur in vielen Bereichen mitgebracht.
  4. Andreas Kossert
    Kalte Heimat
    Die Geschichte der deutschen Vertriebenen nach 1945
    Verlag Siedler 2008„Wirtschaftswunderland“
  5. Mit diesem Buch erschüttert Andreas Kosser den Mythos von der rundum geglückten Integration der Vertriebenen nach 1945. Erstmals erhalten wir ein wirklichkeitsgetreues Bild von ihrer Ankunft in der Bundesrepublik – dem Land, das ihnen zur neuen kalten Heimat wurde. Wir erfahren von ihrem Kampf um den schwierigen Neuanfang und von den Lebensumständen der Menschen im
  1. Die letzten Zeitzeugen haben die Aufgabe, haben die Pflicht, den Stab an die nächsten Generationen weiterzugeben.
    Dr. Thomas Schnabel vom Haus der Geschichte Baden-Württemberg sprach über Vertreibung – Integration – Versöhnung

 

Dr. Thomas Schnabel ging zu allererst der Frage nach, warum die heutige junge Generation so offensichtlich kein Interesse an der Geschichte ihrer Vorfahren hat, obwohl viele familiäre Wurzeln im Osten haben. Warum wird vor allem der 1. Weltkrieg verdrängt, der doch die Ursache für alles, was folgte, ist? Es gibt auch kaum Vorlesungen der Seminare zum Thema Vertreibung der Deutschen an den Universitäten. Festzuhalten ist, dass die millionenfache Vertreibung und der Holocaust die einschneidendsten Folgeereignisse des 2. Weltkriegs sind. Das gilt es als Teil der deutschen Geschichte anzuerkennen und für die Zukunft die richtigen Folgerungen zu ziehen.

Was waren damals nach 1946 die Integrationshindernisse im Vergleich zu heute? Im evangelischen Württemberg war es doch die Religion. 60% der Vertriebenen waren katholisch. Ein wesentliches Kriterium für gelungene Integration ist darum die Zahl der untereinander geschlossenen Ehen: deren Zahl ist in Baden-Württemberg am niedrigsten von ganz Deutschland! Kinder und Jugendliche integrierten dann sich rasch, wenn sie den Vereinen – in Sport und Musik/Gesang – beitraten. Aber beitreten mussten sie selbst – denn sie wurden nicht dazu gebeten. Das ist die sog. Bringschuld der Dazukommenden – gestern wie heute. Der Einheimische ist zu allererst dem Fremden gegenüber auf Distanz. Ein weiteres Hindernis war die ungleiche Verteilung auf die unzerstörten Orte, denn nur      15 % (!!!) aller Wohnungen in Baden-Württemberg waren durch den Bombenkrieg kaputt. Das oft erzwungene gemeinsame Wohnen und Leben wurde durch die Gerüche der Essgewohnheiten und fremdartigen Gewürze (Knoblauch, Paprika)  erschwert. Am wichtigsten aber wurde der Wohnungsbau und dann der wirtschaftliche Aufschwung. Gemeinsam bauten Vertriebene und Einheimische ihre Häuser, wie z.B. in Buchen-Häckingen, – und jeder von beiden Gruppen musste    1500 Stunden arbeiten, um so einen Anspruch auf eine Wohnung zu erlangen. Vorbildlich! Die Einsicht ist wesentlich, dass beiden Gruppen  – Alt- und Neubürgern – etwas abverlangt wurde, und so wurden Brücken durch gegenseitiges Kennenlernen und Wertschätzung  gebaut.   Es gab ein Nebeneinanderherleben (heute:Parallegesellschaft genannt) – aber auch immer wieder ein Miteinander. Heute geht es nun um konkrete Schritte der Versöhnung – durch Begegnung vor allem der jungen Generationen. Hier Brücken zu bauen, hat sich der neue Gmünder Verein „Brücke nach Osten e.V.“ vorgenommen.  Konkrete Schritte unternimmt der Gmünder OB mit einer Delegation von Schülern des Hans-Baldung-Gymnasiums zum 30./31. Mai 2017, dem Gedenktag des Brünner Todesmarsches, in dem anerkannt wird, dass es Unrecht nicht nur auf deutscher Seite gab.

Der im Dezember 2016 unter dem Dach Europa gegründete neue Verein in Schwäbisch Gmünd „Brücke nach Osten e.V.“ ist bemüht, den Weg für eine friedliche Zukunft unter den Jugendlichen zu ebnen, erinnert sich Prof. Dr. Reinhard Kuhnert.

 

Dr. Kurt Scholze
18.05.2017