Torhausgespräche 2024

Thomas Kreutzmann zu Gast im Franziskaner: „Schuld und Leid – Das deutsche Trauma von Flucht und Vertreibung“

Im April 2024 begrüßte der Verein Brücke nach Osten e.V. den langjährigen ARD-Korrespondenten Thomas Kreutzmann im Franziskanerkloster Schwäbisch Gmünd. In seinem Vortrag „Schuld und Leid“ beleuchtete er das weitgehend verdrängte Trauma von Flucht und Vertreibung nach 1945 – im Spannungsfeld von historischer Schuld und berechtigtem Leid.

Kreutzmann spannte den Bogen bis zur Gegenwart: Der Krieg in der Ukraine, so seine These, rücke alte Fragen in ein neues Licht – etwa ob auch Deutsche als Opfer erinnert werden dürfen, und wie sich die Erinnerungskultur in Zeiten der „Zeitenwende“ verändert.

Der Vortrag stieß auf großes Interesse und regte zum Nachdenken und Austausch an. Ein gelungener Abend, der zeigte, wie wichtig ein offener Umgang mit Geschichte bleibt.

Beeindruckende Filmpremiere – „Das Schicksal“

Am 1. Oktober feierte der Dokumentarfilm „Das Schicksal“ seine Premiere in Schwäbisch Gmünd. Der Film erzählt die Geschichte zweier Zeitzeugen – des Polen Jerzy Podlak und des Deutschen Jürgen Hempel – die als Jugendliche die Belagerung von Breslau überlebten und Jahrzehnte später dem jungen Bartek Gaweł ihre bewegenden Erlebnisse schildern.

Regisseurin Joanna Mielewczyk-Gaweł verwebt in ihrem Film eindrucksvoll die Erinnerungen beider Männer, deren Lebenswege sich einst in einem Haus in Breslau gekreuzt haben könnten.

Im Anschluss an die Vorführung fand ein Gespräch mit der Regisseurin statt, das bei den zahlreichen Gästen auf großes Interesse stieß.

„Das Schicksal“ ist ein eindrücklicher Beitrag zur europäischen Erinnerungskultur – und ein starkes Plädoyer für Versöhnung und menschliche Nähe trotz historischer Wunden.

Thomas Perle – Stadtschreiber aus Temeswar zu Gast in Schwäbisch Gmünd

Der vielfach ausgezeichnete Autor und Dramatiker Thomas Perle, Stadtschreiber von Temeswar 2023, war im Rahmen einer Lesung in Schwäbisch Gmünd zu Gast. Der gebürtige Oberwischauer (Rumänien, 1987), dreisprachig in Deutschland aufgewachsen, lebt und arbeitet heute zwischen Österreich, Deutschland und Rumänien. In seinem literarischen Schaffen widmet er sich Themen wie Herkunft, Mehrsprachigkeit und Identität.

Für sein preisgekröntes Stück karpatenflecken (Retzhofer Dramapreis, Nestroy-Preis) wurde er international gefeiert. Die Lesung wurde einfühlsam moderiert von Frau Dr.Szöllösi, die das Werk in den Kontext europäischer Erinnerung und kultureller Vielfalt stellte.

Ein eindrucksvoller Abend, der eindrücklich zeigte, wie Literatur Brücken schlägt – zwischen Sprachen, Ländern und Menschen.

Slawische Romantik – Dirigent Knud Jansen begeistert in Schwäbisch Gmünd

Der renommierte Dirigent Knud Jansen, vielfach ausgezeichnet und geschätzt u.a. von Musikern der Berliner Philharmoniker, war mit einem eindrucksvollen Vortrag und musikalischen Einblicken in Schwäbisch Gmünd zu Gast. Im Zentrum stand Bedřich Smetanas sinfonische Dichtung „Die Moldau“ – ein Herzstück der slawischen Romantik.

Mit großer Sachkenntnis und musikalischer Leidenschaft vermittelte Jansen die enge Verbindung zwischen Natur, Nationalgefühl und Volksmusik, wie sie für Smetana und seine Zeit prägend war. Der berühmte Furiant-Rhythmus, die klangmalerische Darstellung des Flusslaufs der Moldau und der emotionale Gehalt der Komposition wurden kenntnisreich und lebendig erklärt.

Knud Jansen, 1. Preisträger des Budapester Dirigentenwettbewerbs und Konzertpartner u.a. der Polnischen Staatsphilharmonie, begeisterte nicht nur als Musiker, sondern auch als Musikvermittler – ganz im Sinne seines langjährigen Engagements bei Rhapsody in School, einem Projekt, das 2014 mit dem ECHO Klassik ausgezeichnet wurde.

Ein musikalischer Abend, der nachhallte – und einmal mehr zeigte, wie Musik zur Brücke zwischen Kulturen und Generationen wird.